4 tote in Hamburg

Gast schrieb:Nach Absturz eines Baugerüstes in einen Fahrstuhlschacht.

Wo war die Bauüberwachung?

Wer hat das Gerüst abgenommen, wer zertifiziert?


Der wird sein lebtag nicht mehr froh.

Überwacht wurde wohl regelmäßig - und ebenso regelmäßig wurden Mängel festgestellt. Mit wenigen Don Quijotes ein Kampf gegen die Windmühlen.
Die Ermittlungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, aber fest steht: Korruption, Subunternehmen, Schwarzarbeit, Missachtung von Bau- und Arbeitsvorschriften in Hülle und Fülle. Eben eine deutsche Großbaustelle. Bauherren, verantwortliche Firmen und Personen werden selbstverständlich nicht zur Rechenschaft gezogen.

Es ist nicht nur eine deutsche Großbaustelle , sondern eben auch eine EU Großbaustelle , was deine genannten Mängel und Missstände nochmal vervielfacht .


Schau dir Großbaustellen in Norwegen an , ein europäisches Land was eben nicht in der EU ist , was die auf die Reihe bekommen und zwar in einem Hochlohn Land mit Baukosten , die man fast nicht glauben mag , ist schon faszinierend .



Derzeit längster Straßentunnel der Welt , Bauzeit 5 Jahre , Kosten knappe 80 Millionen €

Derzeit sind sie aber dabei , die Nummer mit Boknafjord Tunnel in allen Punkten zu übertreffen .
Dieser Bau wird dann nicht nur der längste Straßentunnel sein mit 26,7 Kilometer Länge , sondern auch der längste Unterwassertunnel und der tiefste mit max 392 m unter dem Meeresspiegel .
2033 nach 15 Jahren Bauzeit soll er fertig sein .



Und das kriegt ein Land mit 5,5 Millionen Einwohnern bei einer Größe vergleichbar mit Deutschland hin .
Von solchen Leistungen kann man im Rest Europas nur träumen .

Hier schafft man es nicht einmal an einer Landstraße Leitplanken vernünftig zu montieren , da die Firma dafür 3 Wochen nach Fertigstellung der Straße ( inkl. neuer Barken am Straßenrand) anrückt .

Ergebnis , mal verläuft die Leitplanke vor den Barken , mal dahinter , mal sitzt die Barke in den Leitplanken , mal passt es gar nicht und die neue Barke wurde einfach wieder rausgerissen öfters passt es auch nicht so richtig und die Barken werden nach hinten oder vorne gebogen und stehen total schief .

Unfähigkeit pur , die scheinbar auch keiner kontrolliert oder abnimmt nach Fertigstellung .

Erst die Planken und dann die Barken zu setzen , war geistig wohl zu schwer , warum auf diesem Landstraßenstück überhaupt Leitplanken gesetzt wurden , weiß auch keiner so recht .
Unfälle sind da so gut wie nie passiert , aber dafür haben wir jetzt ein paar nette Todesfallen für Motorradfahrer .

Man kapiert es alles nicht mehr , sondern wundert sich nur , warum nicht noch viel mehr passiert .

Es ist und bleibt ein Elend: Die Bauzeiten verdoppeln und verdreifachen sich, die Baukosten vervielfachen sich. Die Qualität ist am Ende mäßig. Wenn dann noch, wie im Falle der Hafencity, Korruption und Schwarzarbeit hinzukommen, die zu Lasten der Sicherheit gehen und Menschenleben kosten, sind wir in katarischen Verhältnissen angekommen. Ich habe keine Ahnung, wie die verdoofte Überbürokratisierung das jemals wieder in den Griff kriegen will.

Korruption und Schwarzarbeit sowie damit einhergehende Qualitätsmängel sind eine zwangsläufige Folge der EU weiten Ausschreibungen .

Selbst früher bei rein inländischen Ausschreibungen war das ein Problem , was aber erheblich stärker kontrolliert wurde , auch weil man es bei einheimischen Firmen besser kontrollieren kann .

Wenn man ein wenig nachdenkt , kommt man auch durch die Tatsache extrem unterschiedlicher Mindestlöhne in Europa recht einfach auf die Ursache .

Nur so aus der Luft gegriffen , wenn ich in Deutschland einen Mindestlohn von 12,50 € habe , dazu Tariflöhne in der Baubranche die noch erheblich höher liegen , kann ich kein seriöses Angebot abgeben , was eine Chance auf Zuschlag hätte , wenn dem gegenüber Firmen aus Ländern Angebote abgeben , wo der Mindestlohn weit unter 10 € liegt

Das ist branchenübergreifend schon mal der grundsätzliche Fehler innerhalb der EU , wenn ich gerechten und seriösen Wettbewerb haben will , muss ich EU weit die Löhne angleichen , ansonsten sind Firmen aus Ländern mit höheren Löhnen nicht im Stande wettbewerbsfähige Angebote zu unterbreiten .
Folge , diese Firmen müssen dann tricksen über Subunternehmer und Schwarzarbeiter , der Betrugsversuch ist vorprogrammiert .

Und das Ganze eben EU weit läuft , ist es viel schwerer zu kontrollieren .

Wenn ich sehe, dass der Glasfaserausbau hier von einer spanischen Firma mit u.a. bulgarischen Mitarbeitern (mehr schlecht als recht) gemacht wird, die allesamt mit eigenen Fahrzeugen und eigenem Gerät anrücken, da Frage ich mich schon, ob es hierzulande wirklich keine Unternehmen mehr gibt.
Da wir im Jahre 2024 leben und Umwelt und Klima große Themen sind, sollte ab einer Distanz von 500 km ein saftiger Öko-Aufschlag vom Auftragnehmer zu entrichten sein ...

Vor etwa fünf Jahren wurde in meinem Dorf (ca. 15.000 EW) die Ortsdurchfahrt (Bundesstraße) erneuert, inkl. aller Versorgungsleitungen, Hausanschlüsse, Gehwege und Plätze bis hin zur Straßenbeleuchtung. Geplant waren 24 Monate, was durchaus als sportlich angesehen wurde. Schließlich mussten während der Bauzeit Anlieger zu ihren Häusern, Kunden zu den Geschäften gelangen können. Das hat alles ziemlich gut geklappt. Und der Hit: man war 3 Monate früher fertig. Die Kosten blieben, trotz einiger bautechnischer Überraschungen, ebenfalls im Rahmen. Wer hat's gemacht? Ein alteingesessenes Straßen- und Tiefbauunternehmen aus der Region. Das Unternehmen hatte sozusagen den Alleinauftrag und die Bauleitung. Den nachgeordneten Firmen, einschl. Telekom, wurde die Schippe über den Schädel gezogen, wenn sie nicht spurten. Ja, die Bürger waren tatsächlich schwer begeistert.
Das gleiche Unternehmen ist seit einigen Wochen beauftragt, eine weitere Straße in der Innenstadt ebenso komplett zu erneuern, inkl. Bau eines Kreisverkehrs. Auch hier sind wieder 24 Monate angesetzt. Kein leichtes Unterfangen in einer kleinen, beengten Stadt, mitten im Einkaufszentrum und am Bahnhof, wo das Leben weitergehen muss. Gerade jetzt kann man bestaunen, das der erste Bauabschnitt, der Kreisverkehr, fast schon fertig ist. Sensationell!
Es geht also, wenn man die richtigen Unternehmen hat.

Ich denke , ein ganz entscheidender Aspekt ist auch der verantwortliche Bauträger und eben die Leute , die bei einer Ausschreibung dann für die Vergabe verantwortlich sind .

Bei der Vergabe an die alteingesessene Firma dürften Leute die Vergabe abgewickelt haben , die wirklich Ahnung von der Materie hatten und nicht nur nach dem billigsten Angebot entschieden haben .

Beim Glasfaser Ausbau dagegen sitzt Zeit und Kostendruck dahinter, da dürfte nach billig und schnell entschieden worden sein .

Was Öko und Nachhaltigkeit angeht , sorry nach meiner Ansicht in der Hauptsache einfach nur scheinheiliges und heuchlerisches Gelaber von Politikern .

Da kräht in Wirklichkeit kein Hahn nach , sofern man sich mit diesen Schlagworten nicht gerade vor der Presse kurzfristig profilieren kann .

Wenn Nachhaltigkeit ein Thema wäre in der EU müsste man nämlich die EU weiten Ausschreibungen ganz schnell auf wenige Bereiche reduzieren , auch in der Bauwirtschaft .
Noch weiter gedacht müsste man die über Jahrzehnte betriebene Globalisierung der Wirtschaft komplett auf den Prüfstand stellen und auf wirklich sinnvolle Produkte reduzieren .

Du kannst bei der Frage , warum nun eine Kreisstraße in Dithmarschen von einer bulgarischen oder rumänischen Baufirma (oder auch nur haufenweise Subunternehmer aus der Gegend) sarniert wird anfangen und brauchst bei der Frage warum hier der pazifische Pollack als Alaska Seelachs anstatt dem Köhler aus Norwegen in den Kühlregalen liegt noch lange nicht aufhören .

Täte sich die Politik wirklich um Nachhaltigkeit bemühen , wäre es ohne großartige Einschränkungen ganz problemlos möglich , allein in dem ich überflüssige Transporte von Nahrungsmitteln bis hin zu eben handwerklichen Dienstleistungen unterbinde .
Auch einfach dadurch , dass man mal anfängt nachzudenken und darauf kommt , das diese Angebote mit enormen Transportwegen nur durch versteckte Subventionen , Niedriglöhne und andere Schweinereien überhaupt machbar sind .

Regional ist nachhaltig , alles andere ist Spinnerei .