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    Work-Life-Balance

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    Beitrag von gnadenlos Di 21 Feb 2023, 19:39

    In Zeiten der Vollbeschäftigung müssen sich Arbeitgeber etwas einfallen lassen. Eine Idee ist z.B. die Vier-Tage-Woche.

    Warum eine Vier-Tage-Woche glücklich macht

    In Island, Großbritannien und in den USA wird das wohl schon einige Zeit praktiziert. Auch in Hessen gibt es inzwischen ein Dutzend Handwerksbetriebe, die mit der Vier-Tage-Woche Erfahrungen sammeln. Statt 5 Tage mit 40 Stunden in der Woche sind es jetzt nur noch 4 Tage mit 38 Stunden. Das bedeutet natürlich auch ein etwas geringeres Grundeinkommen, dafür hat man aber drei Tage in der Woche frei.

    Mir gefällt das. Als Selbständiger praktiziere ich die Vier-Tage-Woche nun schon seit fast 5 Jahren. Smile
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    Beitrag von Trulla Di 12 Dez 2023, 22:18

    Mir erscheint das ziemlich anstrengend. Und bei mehr als 9 Stunden Arbeitszeit am Tag wird auch eine Pausenzeit von 45 Minuten fällig und das vier Tage am Stück. Irgendwie nicht meins....
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    Beitrag von Katana Di 12 Dez 2023, 22:51

    Ich weiß nicht , ob das generell eine gute Idee ist .

    Gerade im Handwerk geht eine täglich längere Arbeitszeit nach meiner Erfahrung und Ansicht mehr auf die gesundheitliche Substanz als eine 5 Tage Woche .

    Mehr als 8 Stunden am Stück ist eben so , als wenn du täglich Überstunden machst und das dabei die Produktivität gesteigert werden kann , kann ich dauerhaft auch nur bezweifeln .
    Man lässt nach mit der Zeit und die Konzentration auch .

    Sofern es in einem Berufsfeld machbar ist , nichts dagegen einzuwenden , aber so wie ich das in dem Artikel las , ist es in England beispielsweise in Betrieben probiert worden , die eh schon eine 35 Stunden Woche hatten .
    Da mag das gehen .

    Geht es aber um 38 Stunden und dann im Handwerk , täte ich da dauerhaft eher ein Nachlassen der Arbeitsqualität und einen Anstieg der Arbeitsunfälle prognostizieren .


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    Beitrag von Abriter Mi 13 Dez 2023, 19:21

    Ja, es kommt ganz sicher auf die Art der Tätigkeit an. Bei körperlichen Tätigkeiten ist schnell eine Grenze erreicht, besonders wenn man älter ist.
    Andererseits gibt es jede Menge Berufe/Branchen, die Berge von Überstunden schieben. Z.B. Polizisten, Klinikpersonal (ärztliches bis pflegerisches) u.v.m.
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    Beitrag von Katana Do 14 Dez 2023, 08:53

    Abriter schrieb:Ja, es kommt ganz sicher auf die Art der Tätigkeit an. Bei körperlichen Tätigkeiten ist schnell eine Grenze erreicht, besonders wenn man älter ist.
    Andererseits gibt es jede Menge Berufe/Branchen, die Berge von Überstunden schieben. Z.B. Polizisten, Klinikpersonal (ärztliches bis pflegerisches) u.v.m.

    Genau das ist ein weiterer Punkt , warum ich eine 4 Tage Woche nicht unbedingt befürworte .

    Sie birgt nämlich auch eine ganze Menge sozialen und gesellschaftlichen Sprengstoff , weil sie in vielen Berufsfeldern ohne erhebliche Personalaufstockungen gar nicht machbar ist .
    Es ist ja schön für Banker oder Mitarbeiter der Versicherungsbranche , dass sie außer Homeoffice auch noch ihre Tätigkeit auf 4 Tage in der Woche reduzieren können , Patienten wollen aber 7 Tage gepflegt werden , ebenso wie sich Brände , Unfälle und Straftaten auch nicht auf 4 Tage komprimieren lassen .

    Nicht nur , das in diesen Berufsfeldern dann beim realisieren solcher Arbeitszeitmodelle eine erhebliche Personalaufstockung notwendig wäre , Personal was es heute schon gar nicht mehr gibt , nein es würden sich auch immer mehr Menschen fragen , warum sie sich solche Berufe überhaupt noch antun sollten , in denen sie dann sowas allenfalls im Schichtsystem praktizieren könnten in dem sie trotzdem zumindest wechselweise Wochenenden und Feiertage arbeiten müssen .

    Sozialneid und immer größere Probleme dabei , bestimmte Berufsfelder überhaupt noch zu besetzen wären nach meiner Ansicht Begleiterscheinungen solcher Arbeitszeitmodelle , wenn sie im größeren Umfang praktiziert werden .

    Schaut man sich den Arbeitsmarkt heute an , stellt man eben einen immer größer werdenden Arbeitskräfte Mangel fest , der inzwischen nicht mehr nur auf Facharbeiter beschränkt ist .
    In solchen Situationen mit Modellen zur weiteren Arbeitszeit Reduzierung zu experimentieren , halte ich da für ziemlich kontraproduktiv .

    Gut auch gerade beim Streik der Lokführer zu merken , auch hier werden seitens der Arbeitnehmer Verkürzungen gefordert , die mit dem verfügbaren Personal einfach nicht realisierbar sind .

    In der derzeitigen Lage wäre es eher sinnvoller über Arbeitszeitverlängerungen zu diskutieren , einer generellen Rückkehr zur 40 Stunden Woche zum Beispiel .

    Der Punkt ist eben auch , dass ich diese Maßnahmen an der Arbeitsrealität vorbei in meinem Jahr bei der Post selbst erlebt hab . Auch da meinte Verdi mit einer Begrenzung der Arbeitszeit auf maximal 10 Stunden pro Tag was verbessern zu können .

    Was das bewirkt hat , war nur eine massive Erhöhung des Stresses und des Arbeitsdrucks auf die Zusteller , weil Paketmengen und Größe der einzelnen Touren dadurch eben nicht kleiner wurden , ganz im Gegenteil .

    Folge daraus und auch in der gesamten Logistikbranche war eine massive Erhöhung von Krankenstand und Fluktuation , weil den Stress hält keiner lange durch und den tut sich freiwillig auch keiner länger an , als er muss .

    Dazu kommt eben die Erhöhung der Unfallgefahr , tätest du heute auf den Touren von Paketdienstleistern und Postzustellern mal flächendeckend blitzen , hätten wohl über Nacht die Hälfte der Zusteller keinen Führerschein mehr , weil sie alle fast ohne Ausnahme rasen wie die Gestörten , weil sie ihr Pensum sonst nicht schaffen .

    Auch im Einzelhandel stehen immer länger gewordene Öffnungszeiten gegen einen Wunsch nach Arbeitszeitverkürzungen , auch hier wäre sowas nur durch massive Aufstockung des Personals machbar , was aber am Arbeitsmarkt gar nicht vorhanden ist .

    Am Ende bewirken solche Experimente derzeit nur massive Ungleichheiten am Arbeitsmarkt , eine Unterteilung in Branchen wo man eben Glück hat und andere wo man halt die Arschkarte gezogen hat .
    Ich halte das nicht für gut , die Unterschiede sind heute schon groß genug , man sollte sie nicht noch weiter forcieren .


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