von Abriter Di 12 Jul 2022, 13:41
Das ist schon richtig, Katana, allerdings muss man immer bedenken, dass die dünn bevölkerten skandinavischen Länder und die Mentalität ihrer Einwohner nicht mit Staaten wie Deutschland vergleichbar sind. Zudem haben auch die ihre lieben Probleme mit solchen Radikalisierungen.
Auch wenn viele Dinge bei uns im Argen liegen und nach Änderungen bzw. Verbesserungen schreien, sei den Zweiflern unseres Staates folgendes ans Herz gelegt:
Es gibt kaum einen zweiten Staat, auch nicht innerhalb der EU, in dem man
- seine (sachliche, fachliche, gerne auch schimpfende) Meinung so frei äußern darf
- frei und geschützt, teilweise sogar ohne Genehmigung, öffentlich demonstrieren und protestieren darf
- sich aktiv und mitunter erfolgreich an der politischen Arbeit maßgebend beteiligen kann (ohne Mitglied einer politischen Partei zu sein)
- die Politik und politische Personen öffentlich hinterfragen, recherchieren und anklagen darf
- u.v.m.
Unser Staat ist m.E. weltweit der mildeste, was Reaktionen auf unsachliche Meinungen, Fake-News und gewalttätige Proteste etc. betrifft.
Ja, die Beteiligung bzw. Mitwirkung am demokratischen Prozess ist beschwerlich, langwierig und selbstverständlich nicht immer von Erfolg gekrönt. Sie ist aber möglich. Unser Staat stellt jedem das nötige Werkzeug zur Verfügung – es muss nur genutzt werden. Das setzt voraus, dass man unsere politischen Strukturen grundsätzlich kennt und von der Sache, um die es geht, einigermaßen Ahnung hat.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man bei entsprechendem Engagement über seine Abgeordneten viel bewegen und erreichen kann. Als Einzelkämpfer hat man es oft ziemlich schwer, so komme ich zur Lobbyarbeit: Die Demokratie baut ausschließlich auf Lobbyismus! Vom großen Verband über mittlere Unternehmen, von Vereinen bis zum kleinen Wähler sind alles Lobbyisten. Das ist das Mehrheitsprinzip. Wer unwillig oder zu bequem, unfähig oder zu blöde ist, überlässt das Feld den anderen Lobbyisten/Mehrheiten und muss – ganz demokratisch – mit dem Ergebnis leben.
Es liegt also nicht nur an der Politik und den Politikern, auch jeder einzelne Bürger muss sich seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten nach mehr einbringen. Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie sind keine Selbstläufer.