von Abriter Sa 11 Feb 2023, 23:38
Katana schrieb:
Ich denke auch diese Erklärung greift zu kurz , weil sie nur auf zweifelhafte Grundeigenschaften aller Menschen abzielt . Dabei wird aber die gesellschaftliche und religiöse Konditionierung außer acht gelassen , die teilweise über Jahrtausende abgelaufen ist . Schaut man sich das geografisch an fällt auf , dass es von Westen und Norden nach Osten und Süden hin eine stark ansteigende Tendenz zu Diktaturen gibt , was nach meiner Ansicht gesellschaftlich und religiös geprägt ist .
Im Westen und Norden stieg im Laufe der Geschichte die Wertschätzung des einzelnen Menschen stark an , der Begriff persönlicher Freiheit und der allgemeinen Grundrechte der Menschen wurde eben auch durch blutige Kriege erkämpft .
Je weiter man dagegen nach Osten oder Süden kommt , je mehr sind die Gesellschaften von Stammestraditionen und Religionen geprägt , die den Wert des Einzelnen mehr oder weniger negieren und die "Gemeinschaft" als obersten Wert über das Individuum stellen .
Schaut man sich die Lehren des Buddhismus oder Konfuzius an , verwundert es wenig , wie leicht der Kommunismus in dieser Gegend Fuß fassen könnte . Gerade in China taten mehrere tausend Jahre Monarchie ihr übriges um den Menschen einen grundsätzlichen Fatalismus einzuimpfen .
Genau diese Geisteshaltung , in der ein einzelner Mensch keinen großartigen Wert darstellt, begründet nach meiner Ansicht den Unwillen der Menschen sich demokratischen Strukturen zuzuwenden .
Deswegen möchte ich , wenn ich von einem unterschiedlichen Stand menschlicher Entwicklung schreibe auch keinesfalls so verstanden werden , dass ich diese Menschen als minderwertig oder einfach dumm betrachte .
Die gesellschaftliche und religiöse Entwicklung war und ist nach Osten und Süden einfach eine vollkommen andere .
Selbst Japan , was als Verlierer des WK.II eine ähnliche Entwicklung wie Deutschland nahm , ist bei weitem nicht so der Demokratie verwurzelt , wie wir es heute sind . Gleichwohl kann man Japan letztendlich als das einzige Beispiel anführen, wo die westlichen Werte wirklich Fuß fassen .
Das (soziale) Umfeld prägt. Eben, das Gewohnheitstier lässt sich mit kontinuierlichem Druck leicht konditionieren. Jahrhunderte oder Jahrtausende solcher Dressuren stecken sicher tief im Gemüt und man empfindet es als völlig normal, dass es nur oben Nutznießer gibt, während der Rest bescheiden buckelt. So ist das Geschäftsmodell der Diktatur. Auch hier wieder der Blick auf die damalige Nachbarschaft: innerhalb weniger Jahre wurde ein Teil unseres Völkchens umgepolt. Mit den notwendigen Mitteln geht das also recht schnell. Dass dieser Spuk mit dem Wegfall der Mittel recht schnell beendet war, liegt sicher auch in der Kürze der Geschichte, die nur knapp mehr als eine Generation standhielt. Deswegen könnte ich mir schon vorstellen, dass mit Austrocknung der Mittel und Nutznießer Richtungswechsel herbeigeführt werden können, wenn auch nicht so schnell. Schnelligkeit war im Prinzip der Fehler mit Russland. Das Völkchen konnte sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht wirklich umgewöhnen. Plötzlich fehlte jede (vermeintliche) Sicherheit, die Skepsis allem Neuen gegenüber war zu groß.